Immer das Beste

"Wenn du fühlst, dass in deinem Herzen etwas fehlt – dann kanst du, auch wenn du im Luxus lebst, nicht glücklich sein."

Tenzin Gyatso, 14. Dalai Lama



Ich bin ja stolzer Besitzer eines iPhone 4. Es ist soo praktisch. Soo smart. Ich liebe es. Als ich es mir zugelegt habe, war ich eher noch Einer von Wenigen.

Ich genoss es, beim herausholen gefragt zu werden: „Ist das das neu iPhone4?“. Inneres Lächeln und ein leises, fast verlegenes „Ja“ gemurmelt.

Aber die Zeiten sind vorbei. Seit einigen Monaten gibt es ein Neues iPhone. Gerüchte kursierten schon lange über eine Veröffentlichung des iPhone 5. Aber soweit war es noch nicht, Apple brachte lediglich eine Überarbeitung heraus - das iPhone 4S. Obwohl sich innerlich leichter Widerstand regte, musste ich trotzdem schauen, ob es eine Möglichkeit gibt, meines in Zahlung zu geben, damit ich mir das Neue kaufen kann. Bei Näherer Betrachtung musste ich allerdings erkennen, dass das 4S nicht so der große Wurf ist – dafür ist es mir dann doch zu teuer. Da warte ich dann lieber auf das richtige iPhone 5.

Hole ich heute mein Handy heraus, werde ich gefragt, ob es das neue iPhone 4S ist. Nein, muss ich antworten und fühle mich nicht mehr so gebauchpinselt. Kein inneres lächeln, stattdessen fange ich an mich zu rechtfertigen. „So toll ist das 4S nicht, nur ein runderneuertes iPhone 4 – wenn, dann hole ich mir das iPhone 5“.

Ich bin niedergeschlagen. Ich sehne mich dem Herbst entgegen – dann soll das neue iPhone herauskommen. Immer mal wieder schaue ich im Internet nach neuen Veröffentlichungen von Insider-Infos.

Ich möchte heraustreten aus dem ständigen auf und ab. Freue mich über das Neue, Tolle – bin Niedergeschlagen, weil es „veraltet“ ist. Immer wieder wandelt sich die vorübergehende Erfahrung von Freude über das neue Handy in Leiden. Vergnügen wechselt zu Schmerz.

Ich meine, das ist das, was die Buddhisten mit dem „Leiden der Veränderung“ bezeichnen.
Buddha steh mir bei, dass ich der Versuchung widerstehen kann – wenigstens bis zum iPhone 6.




sturmfrau am 01.Apr 12  |  Permalink
Oh je... Fragen Sie sich, ob es tatsächlich eine Rolle spielt, welche Seriennummer Ihr Telefon trägt. Sie mochten das Gerät, das Sie nun besitzen, weil es für Sie gut funktioniert. Ist das anders, jetzt, da ein Nachfolgemodell erscheint? Nur deshalb? Es verliert seine Funktionen nicht, das Teil ist auch weiterhin für Sie da. Machen Sie nicht den Fehler und sich zum Sklaven einer sich schneller drehenden Maschinerie. Was auch immer Sie sich zulegen, sollte einen Nutzen für Sie haben.

Worum es (insbesondere in Sachen Apfel-Marketing) wirklich geht, ist das Mithalten-Wollen. Daran geknüpft das Bedürfnis, stets das Neueste haben zu wollen, weil einem das Geltung und Prestige beschert. Wenn Sie antworten könnten "Ja, ich habe Nr. 5!", würde Sie das glücklicher machen? Warum, und für wie lange? Führen Sie sich vor Augen, dass Ihr Bedürfnis nach Geltung und Anerkennung für den Hersteller nur das Mittel zum Zweck ist, immer mehr Profit zu machen. Sie haben das eigentlich nicht nötig, sich zu einem Teil dieses Mechanismus zu machen.

Das Begehren und Sehnen als Quelle des Leidens spielt im Buddhismus eine große Rolle. Sie wirken dem entgegen, wenn Sie sich zunächst mal fragen, was Sie warum begehren, und was eigentlich dahinter steckt. Dann verliert sich das Getriebensein.

clare am 02.Apr 12  |  Permalink
Ihre Sorgen moechte ich haben.